Die jüngste Teilnehmerin der Selbsthilfeangebote des Koblenzer Kreuzbund sei gerade einmal 16 Jahre jung und könne bereits eine ‚Karriere‘ vorweisen, die Felix Wermke, Vorsitzender des Koblenzer Kreuzbundes, fassungslos und betroffen mache. Wermke berichtete aus der Arbeit der Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und Angehörige bei der monatlichen Veranstaltungsreihe „60 Minuten SPD im Dialog“, zu der Detlev Pilger, Bundestagsabgeordneter und David Langner, Staatssekretär und Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters im nächsten Jahr, regelmäßig Persönlichkeiten aus der Stadt Koblenz und der Region einladen.

Detlev Pilger kennt den gelernten Bäcker und Konditor Wermke seit rund 40 Jahren. Doch selbst er hatte von dessen Alkohol- und Tablettensucht anfangs nichts bemerkt. „Typisch“, entgegnet Wermke und ergänzt: „Bis zum Eingeständnis des eigenen Suchtproblems, ist es ein langer Prozess. Suchtkranke sind gute Schauspieler – vor sich selbst und ihrem Umfeld.“ Durchschnittlich dauere es bis zu 17 Jahren, bevor sich ein Suchterkrankter hilfesuchend an eine Selbsthilfeorganisation wie den Kreuzbund wende. Langner zeigte sich beeindruckt von der hohen Erfolgsquote. Denn von den beim Kreuzbund hilfesuchenden blieben rund 75 Prozent dauerhaft abstinent. Wermke verwies darauf, dass Suchterkrankungen in allen gesellschaftlichen Schichten zu finden seien: „Zu uns kommen Ärzte, Architekten und Steuerberater ebenso wie Handwerker oder Angestellte.“

Der Bund wolle in seiner präventiven Arbeit Alkohol nicht per se verbieten oder mit dem erhobenen Zeigefinger Menschen bekehren. Vielmehr gehe es um Aufklärung und einen bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol. Beispielsweise durch Infostände beim Karneval oder Veranstaltungen wie der Nature One klären die Kreuzbündler auf und informieren.

Langner betonte abschließend, dass die Politik und hier vor allem die Sozialdemokratie kritisch den steigenden Druck auf Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, ausgelöst durch zunehmenden Arbeitsdruck und der ständigen Erreichbarkeit in Freizeit und Urlaub beobachten und entsprechende Konzepte und Antworten finden müsse. Denn auch durch die hierdurch ausgelösten Stressfaktoren kann ein Abgleiten in die Sucht begünstigt werden, wie Wermke bestätigte.
Langner versprach, den Austausch auch mit dem Kreuzbund aufrechtzuerhalten.