Sein Unternehmen ist weltweit tätig, beschäftigt mehr als 1.000 Mitarbeiter am Standort Koblenz und er selbst bringt sich auch immer wieder in politische Diskussionen ein: Diplom-Informatiker Frank Gotthardt. Für die SPD Anlass genug den Firmenchef zu ihrer Dialogreihe „60 Minuten – SPD im Dialog“ einzuladen.
Der Bundestagsabgeordnete und Gastgeber Detlev Pilger stieg dann aber weniger lokal, sondern vielmehr global mit der Frage nach der Haltung Gotthardts, Gründer und Vorstandsvorsitzenden der CompuGroup Medical AG, zum Freihandelsabkommen TTIP ein.
Gotthardt, der auf der Unternehmenswebsite als Pionier der IT im Gesundheitswesen bezeichnet wird und sich als einer der führenden Anbieter von eHealth Anwendungen positioniert, sieht in Abkommen wie TTIP zunächst grundsätzlich das Positive von Vernetzung von Prozessen miteinander. Das kann für die Wirtschaft und damit auch für die Bürgerinnen und Bürger sinnvoll und gut sein. Allerdings mache ihm Sorgen, dass der Datenschutz mit Blick auf die USA und Europa unterschiedlich definiert werde. Gotthardt sprach hier von einer eher zu einfachen Herangehensweise in den USA an das Thema. Hier müssten alle Fragen des Datenschutzes sicher und handlungsfest definiert werden. Für sein Unternehmen und seine Vision einer vernetzten, aber sicheren Gesundheits-IT-Infrastruktur, der Telematikinfrastruktur, gehe er daher von Anfang an den konsequenten und zertifizierten Weg hoher Standards. Daher werde es auch noch etwas 2 Jahre dauern, bis die Vernetzung von Patient, Arzt und Gesundheitswesen in einem guten Zustand sei.
Für Co-Gastgeber David Langer, Staatssekretär im Gesundheitsministerium, stellt die Vernetzung des Gesundheitswesens neben der von Gotthardt dargestellten Herausforderung auch eine Chance gerade für ländliche Regionen dar. Denn durch die intelligente und sichere Vernetzung werde ein wichtiger Schritt gelegt, auch in dünn besiedelten Regionen, Gesundheitsvorsorge im gewohnten Maß aufrecht erhalten zu können, auch wenn der Arzt nicht mehr direkt vor Ort niedergelassen sein kann. Dies wiederum lasse ältere Menschen länger in ihrer gewohnten und vertrauten Umgebung leben. Gerade mit Blick auf Behandlung und der Verschreibung von Medikamenten könne hier eine intelligente Vernetzung aller Prozesse im Gesundheitswesen entscheidende Vorteile bringen. Unverträglichkeiten oder Wechselwirkungen von verschriebenen Medikamenten unterschiedlicher Fachärzte könnten so erkannt und damit vermieden werden. In diesem Zusammenhang verwies Gotthardt darauf, dass jährlich mehr Menschen durch falsche Medikamentation stürben, als durch Unfälle im Straßenverkehr.
Gewissenhaft arbeitete Gotthardt die Fragen den Gäste ab, darunter auch einige Ärzte, die seine Produkte nutzen. Der Unternehmer steht zu seinem Entschluss, seine Firma in Koblenz angesiedelt zu haben. Aber er sieht auch noch Nachholbedarf, wenn es darum geht den Wirtschaftsraum Koblenz zu stärken und plädiert beispielsweise dafür, für junge Gründer und Fachleute attraktiv zu werden, indem beispielsweise Mitarbeiter neugegründeter Technologie- Unternehmen fünf Jahre keine Einkommenssteuer zahlen müssten.
Auf dem Bild von links nach rechts: Margit Theis-Scholz, Ratsmitglied Manfred Bastian, SPD-Vorsitzender David Langner, Frank Gotthardt, MdB Detlev Pilger, SPD-Vorstandsmitglied Gertrud Block, Ratsmitglied Hermann Josef Schmidt, Ratsmitglied Heribert Heinrich (Foto: privat)