Bis auf den letzten Platz war das Dormonts in der Gemüsegasse besetzt und einige Zuhörer der Veranstaltungsreihe „60 Minuten – SPD im Dialog“ mussten stehend zuhören. Das Interesse am Oberbürgermeisterkandidaten David Langner, der im ersten Wahlgang am 24. September das Feld der Mitbewerber mit einem Ergebnis von 42,8 Prozent deutlich hinter sich gelassen hatte und zum Zweitplatzierten einen beachtlichen Abstand von 17,2 Prozentpunkten vorweisen konnte, war eine Woche vor der Stichwahl am 15.10. besonders groß.

Dass er sich einmal um das Amt des Oberbürgermeisters seiner Heimatstadt bewerben würde, hatte Langner nicht geplant. Als kleiner Junge hegte er ganz bodenständige Berufswünsche wie beispielsweise Bauarbeiter, wie er im Gespräch mit Gastgeber Detlev Pilger, MdB verriet. Jetzt, gut vierzig Jahre später, mobilisiert er bei Hausbesuchen, persönlichen Gesprächen, sei es bei Terminen und Veranstaltungen oder bei seiner seit Anfang des Jahres samstäglich am Altlöhrtor stattfindenden Bürgersprechstunde Bürgerinnen und Bürgern im direkten Kontakt.

Der direkte Kontakt ist Langner wichtig. Regelmäßig informierte er auf Facebook und seiner Homepage in kurzen Videos über seine Ideen und Visionen für Koblenz. Eine unabhängige Wählerinitiative aus über 90 Persönlichkeiten gründete sich in den letzten Wochen und Monaten, um den parteiübergreifenden Kandidaten zu unterstützen.

Langner wisse, wie man Wahlen gewinne, erinnerte Detlev Pilger. Das habe Langner zuletzt in der zurückliegenden Landtagswahl eindrucksvoll bewiesen, als er das Direktmandat der CDU abgenommen habe. Nach der Wahl wurde David Langner von Ministerpräsidentin Dreyer abermals gebeten, als Sozialstaatssekretär seine Arbeit fortzusetzen. Als Amtschef des Sozialministeriums in Mainz ist er verantwortlich für die Leitung des Ministeriums und für alle Personalfragen. Dass er große Behörden mit mehreren hundert Mitarbeitern führen kann, bewies er schon als Abteilungsleiter und Vize-Präsident der SGD-Nord, verantwortlich für die Bereiche Bauwesen, Naturschutz und Landesplanung. Langner entwickelte die zum Teil eingefahrenen Strukturen zugunsten übergreifender projektorientierter Herangehensweisen zielorientiert weiter. Eine Erfahrung, die er auch in der Stadtverwaltung umsetzen will. Als Aufsichtsratsvorsitzender des Landeskrankenhaus mit rund 2.000 Beschäftigten ist es gelungen, dass in seiner Zeit schwarze Zahlen geschrieben werden konnten. Pilger ist sich sicher, dass der 42 jährige Koblenz als Oberbürgermeister hervorragend prägen werde – und das nicht nur für eine Amtszeit!

Langners Arbeitsverständnis ist geprägt von den Erfahrungen seiner unterschiedlichen Stationen. Auch in unzähligen Gesprächen habe er immer wieder gehört, dass sich die Koblenzerinnen und Koblenzer neues Denken in der Verwaltung wünschen, frischen Wind eben. Die strenge Trennung der Fachbereiche und Ämter seien in Langners Augen längst überholt und hemmen Lösungen. Dieses Silodenken schrecke auch Investoren ab, die für größere Projekte bei der Verwaltung oftmals an Grenzen stoßen, weil nicht über Fachbereichsgrenzen hinaus gedacht werde. Als ein Oberbürgermeister für alle Koblenzerinnen und Koblenzer will er dies aufbrechen. Seine über die Jahre gewachsenen Kontakte nach Mainz, Berlin und auch Brüssel lösten zwar noch keine Probleme. Aber zumindest wisse er, wen er bei konkreten Fragestellungen anrufen und wer ihm weiterhelfen könne.

In einer regen Diskussion mit den Gästen kamen auch die drängendsten Probleme zur Sprache. Ganz oben bei den Gästen die mangelhafte Radwegesituation. Ein Bereich, den Langner direkt angehen wolle, da das Fahrrad heute als ein reguläres Fortbewegungsmittel genutzt werde und das Auto bereits auf vielen Strecken abgelöst habe. Koblenz brauche aber keine neuen Konzepte, sondern Handeln und Umsetzen der bestehenden. Wie wenig pragmatisch hier gedacht werde verdeutlichte Langner an der Sanierung der Gülser Brücke. Der gemeinsame und viel zu schmale Rad- und Fußgängerweg wurde nicht verbreitert, bzw. es wurde nicht einmal untersucht, ob dies möglich sei.
Großes Interesse fand Langners Ankündigung, ein 2-Euro-Busticket für Fahrten aus den Stadtteilen in die Innenstadt einführen zu wollen. Dies habe er bereits mit der evm vordiskutiert. Er sehe dabei das 2-Euro-Ticket mit Potenzial und als Einstieg in weitere Konzepte wie beispielsweise verbesserte Jobtickets.
Die Themen Infrastruktur und ÖPNV kamen auch in Bezug auf das Neubauprojekt Fritsch-Kaserne zur Sprache. Hier wurde von den Gästen auch bemängelt, dass es noch kein tragfähiges Verkehrskonzept gebe, wie mit dem neu hinzukommenden Verkehrsaufkommen umgegangen werden wolle. Hier erinnerte Langner an Ideen, die Seilbahn Richtung des Areals der Fritsch-Kaserne zu verlängern und in den ÖPNV einzubinden.
Am Ende der 60 Minuten erinnerte Detlev Pilger noch einmal daran, dass bei der Stichwahl am 15.10. alles auf Null gesetzt sei und jede Stimme neu zähle. Daher komme es auf eine hohe Wahlbeteiligung an.

Gruppenfoto (v.l.n.r.): Dr. Anna Köbberling, MdL; Thomas Kirsch, David Langner, Staatssekretär und Kandidat für das Amt des Koblenzer Oberbürgermeisters; Detlev Pilger, MdB; Ute Hentschel; Marion Lipinski-Naumann und Fritz Naumann